Schamanin mit Froschgeist

Wenn die Schamanin der Weisen Frauen den Froschgeist inkorporiert, tritt sie in einen seltenen, uralten Bewusstseinszustand ein – einen Zustand zwischen Atem und Nicht-Atem, zwischen Erde und Wasser, zwischen Körper und Membran des Seelenreichs.
Der Frosch, heiliges Wesen der Schwelle, ist in der Tradition der Weisen Frauen ein Verwandlungshüter, ein Reinigungsbote, ein Geburtshelfer des inneren Wassers. Wird er eingeladen, legt die Schamanin ihr alltägliches Selbst zur Seite und lässt sich in eine Weichheit fallen, die nicht von dieser Welt ist.
Die Hingabe an den Wassertraum
Sobald der Froschgeist durch sie atmet, verlangsamt sich ihr Puls. Die Augen werden klar wie feuchte Waldböden, die Haut scheint von innen heraus zu glänzen – als würde ein dünner Schleier Morgentau auf ihr liegen. In diesem Zustand fühlt sie die Welt nicht mehr mit der Haut, sondern mit dem flüssigen Feld, das sich rund um sie ausdehnt.
Die Schamanin gleitet in den Wassertraum, ein Trancefeld, in dem Emotionen zu Quellen werden, Erinnerungen zu stillen Teichen und Verletzungen zu Schlamm, der aufgewirbelt und dann gereinigt werden darf.
Der Froschgeist kennt keine Angst vor dem Dunklen. Er kennt den Sumpf. Er kennt das Übergangstor. Und er kennt den Moment, in dem aus dem Ei ein Kaulquappenwesen entsteht, aus der Kaulquappe ein Frosch, aus dem Frosch ein Botschafter des Lebens.
Die Heilkunst des Froschgeistes
Die Schamanin spürt in diesem Zustand:
- Gestaute Gefühle, die wie stehende Gewässer im Energiekörper liegen
- Unausgesprochene Tränen, die das Herz belasten
- Schwere Gedanken, die sich wie Moorerde an die Seele heften
Der Froschgeist führt sie nicht über das Feuer, sondern durch das Wasser der Erneuerung. In seiner Medizin liegt das sanfte, aber unmissverständliche Loslassen: das Abstreifen alter Häute, das Freischwimmen, das Wiederfinden des Atems nach Zeiten der inneren Enge.
Körperzeichen der Frosch-Inkorporation
In der Tradition der Weisen Frauen zeigen sich oft drei Zeichen auf dem Körper der Schamanin:
- Die Zunge wird warm, als würde sie Worte vorkosten, die noch nicht geboren sind
- Die Atmung wird feuchter, weicher, fast wogend
- Die Ohren öffnen sich, als lauschten sie dem Regen, der aus einer anderen Welt fällt
Diese Zeichen zeigen an, dass die Schamanin bereit ist, das Uralte durch sich wirken zu lassen: die Weisheit der Teiche, des Sumpflandes, der Regennächte und der Übergänge.
Das Geschenk für die Ratsuchende
Wenn die Schamanin mit dem Froschgeist heilt, überträgt sie kein eigenes Wasser –
sie erweckt das Wasser derjenigen, die vor ihr steht.
Sie löst das, was verkrustet ist.
Sie lockert, was festgebunden ist.
Sie hebt das hervor, was ertrunken ist.
Sie schenkt dem inneren Wasser einen neuen Klang.
Der Froschgeist bringt die Gabe der Erfrischung, der Wiedergeburt und der emotionalen Entlastung. Er bringt den Klang des Neubeginns.
Der Zustand nach der Rückkehr
Wenn die Inkorporation endet, sitzt die Schamanin oft still.
Die Luft fühlt sich leichter an – als wäre ein Regen durch den Raum gezogen.
In ihrer Aura liegt dann ein Hauch von Moos, von Wasser, von Aufbruch.
Ihre Augen sind mild, wie nach einem Gewitter.
Und ihr Herz schlägt leise, aber klar:
Alles kann sich erneuern. Alles kann wieder fließen.
