Schamanenmeditation

Die Meditation in der Inneren Dunkelheit

Wie die weise Frau das erste Licht aus dem Nichts gebiert

In der schamanischen Tradition der weisen Frauen beginnt jede wahre Heilarbeit in der inneren Dunkelheit.

Nicht im Licht.

Nicht im Klang.

Nicht im Gebet.

Sondern dort, wo alles, was wir kennen, langsam vergeht.

Der Abstieg in die Dunkelheit

Die weise Frau sitzt.

Sie atmet.

Sie lässt die Welt aus ihren Händen gleiten.

Sie schließt die Augen, nicht um zu fliehen, sondern um zu erreichen, was hinter allen Dingen liegt.

Die Meditation beginnt wie jede andere – mit Gedanken, Bildern, Erinnerungen, Stimmen.

Doch in dieser Tradition ist das nur die Oberfläche.

Die wahre Meditation beginnt erst, wenn sie tiefer fällt.

Sie bleibt in der Dunkelheit.

Unbewegt.

Unerschrocken.

Wartend.

Die Erscheinungen ziehen vorbei:

  • die letzten Gedankenfetzen,
  • die alten Geschichten,
  • die Geräusche des Tages,
  • die inneren Bilder,
  • die ungelösten Gefühle,
  • selbst die feinen Flimmerlinien des Geistes.

Alles taucht auf.

Und alles vergeht wieder.

Sie bleibt.

Und wartet.

Und sinkt tiefer.

Der Moment der völligen Leere

Irgendwann wird es still.

Ganz still.

Keine Bilder mehr.

Keine Formen.

Keine Stimmen.

Keine Bewegungen.

Ein Raum ohne Raum.

Eine Dunkelheit, die nicht schwarz ist, sondern grundlos.

Eine Leere, die nichts fordert.

Die weise Frau sitzt in einem Zustand, in dem selbst die Meditation verschwindet.

Es bleibt nur das Sein in der Dunkelheit.

Ein Nichts, das nicht bedrohlich ist,

sondern uralt, sanft, tragend.

Der Mutterschoß allen Ursprungs.

Die Geburt des ersten Lichts

Und dann –

wenn alles verschwunden ist,

wenn jede Erscheinung sich aufgelöst hat,

wenn selbst die Dunkelheit beginnt, durchsichtig zu werden –

geschieht es.

Ganz leise.

Wie ein kaum merkbarer Atemzug.

Aus der Leere, mitten im Nichts,

öffnet sich ein winzig kleiner Punkt.

Ein Lichtpunkt.

So klein, dass er beinahe kein Licht ist.

Doch er ist da.

Wärmer als alles.

Wahrer als jede Vision.

Reiner als jede Erkenntnis.

Es ist das erste Licht der Seele.

Das Licht, das nicht gemacht wurde.

Das Licht, das immer da war.

Das Licht, das wir im Laufe des Lebens verloren haben –

weil die Welt zu laut wurde,

das Herz zu müde,

der Geist zu voll.

Die weise Frau weiß:

Dieses kleine Licht ist nicht nur ein Symbol.

Es ist ihr Ursprung.

Ihr uraltes Selbst.

Der Funke, aus dem alles hervorgeht, was sie ist.

Das Zurückholen des Lichts

Sie betrachtet es nicht mit den Augen,

sondern mit ihrem inneren Wissen.

Sie lässt es wachsen,

nicht durch Willen,

sondern durch Erinnerung.

Je länger sie bei diesem Licht verweilt,

desto mehr beginnt es zu leuchten,

zu pulsieren,

sich auszudehnen.

Und am Ende kehrt sie aus der Meditation zurück

mit genau jenem Licht, das sie suchte:

nicht dem Licht von außen,

sondern dem Licht, das sie selbst ist.

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