Schamanische Initiation

Ich fiel in das Dunkel,
tief unter die Wurzeln des Lichts.
Dort, wo kein Name bleibt,
und kein Atem mehr weiß, wer er ist.
Die Erde nahm mich,
die Ahnen zogen mir die Haut der Erinnerung ab.
Ich sah meine Knochen schimmern
wie Sterne im Schoß der Nacht.


Da kamen sie,
die Spirits der Zerstückelung,
mit Händen aus Nebel,
mit Augen aus Zeit.
Sie sangen:
„Lass los, Tochter,
das Alte stirbt,
damit du dich erinnern kannst,
wer du warst,
bevor du geboren wurdest.“
Sie nahmen meine Glieder,
meine Stimme,
meine Träume,
und trugen sie fort –
in alle Welten.

Ein Knochen zur Unterwelt,
wo der Schmerz in Erde wurzelt.
Ein Knochen zur unteren Welt,
wo das Herz wieder fühlen lernt.
Ein Knochen zur mittleren Welt,
wo das Leben Gestalt nimmt.
Ein Knochen zur oberen Welt,
wo das Licht mich erinnert.
Ich war nichts.
Nur Wind.
Nur Staub im Atem der Göttin.
Und als der Kreis sich schloss,
riefen sie mich mit Trommel und Klang zurück.

Sie legten mich neu zusammen –
nicht wie ich war,
sondern wie ich bin.
Mein Herz aus Feuer,
meine Hände aus Lied,
meine Augen aus Tränen,
meine Stimme aus Stille.

Ich stand auf.
Nackt. Neu.
Durchlässig wie Mondlicht auf Wasser.
Ich atmete –
und wusste:
Dies ist der Anfang,
nicht das Ende.
Denn die Schamanin stirbt,
damit die Sehende geboren wird.
Und jedes Mal,
wenn sie heilt,
setzt sie ein Stück von sich selbst
neu zusammen.

🌕 Die Knochen der Schamanin sind Sterne,
die in der Dunkelheit zu leuchten beginnen.

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