Auf dem Visionsberg

Als ich am letzten Wochenende den Gipfel des Brockens umrundete, erinnerte ich mich plötzlich an den Beginn meines schamanischen Initiationsweges. Über Jahre hatte ich immer wieder Visionen in denen ich einem Berg entgegen rannte. Ich kam und kam und kam einfach nicht an. Mir war schnell bewusst, dass das Erreichen des Berggipfels die Vollendung meines schamanischen Einweihungsweges bedeuten würde. Auf dem Brocken erwachte ich aus meiner inneren Vision, um zu realisieren endlich angekommen zu sein. 30 Jahre hat´s gedauert, nicht ungewöhnlich für eine schamanische Einweihungszeit. Lebenslanges Lernen bleibt. Irgendwie fühle ich mich schon in meiner Urweiblickeit tief geehrt auf einem uralten Hexentanzplatz die Vollendung meiner Einweihungsvision zu erleben. Im Brockenhaus konnte ich interessante Beiträge über die Hexenverfolgung im Harz lesen. Ja, auch ich habe das Leid der Weisen Frauen durchlitten und erfahren. Dennoch hat sich während ich diese Zeilen schreibe, mein stetiges inneres Lächeln auf meine Lippen gezaubert. Ich bin erfüllt von der tiefen Sinnhaftigkeit dieses so extrem schweren und leidvollen Schamaninnenweges. Ich fühle mich tief verbunden mit denen die vor mir diesen steinigen Weg gingen, sich selbst treu geblieben sind. Ich bin durchtränkt von Freude mich auch in Grenzsituationen nie selbst verleugnet zu haben. Meine Lehrerin lehrte mich: „ Wahrheit macht frei !“ Ich lebte die Wahrheit die ich bin egal wann, wo, in welchen Situationen mit wem. Hierarchie, Autoritäts und Wissenschaftsgläubigkeit brachen zusammen. Wahrheit drückte sich oft in absoluter Irrationalität aus, unberechenbar. Ich geriet in furchtbares Grauen, lernte mich im Dilemma zu orientieren, erfuhr was die weibliche Inquisition der neuen Zeit ist. Ich wurde verhöhnt, verlacht, verspottet, gemobbt, belogen und betrogen. Als Schamanin erlebte ich Vorverurteilung, Stigmatisierung und Diskriminierung. All das machte mich frei um Gleichgesinnten begegnen zu können. Diese Menschen waren und sind für mich kostbare Diamanten aus reinstem Licht. Das gelebte Risiko wurde mir vertraute Sicherheit. Genau in dieser „Sicherheit“ sitze ich hier und harre der Dinge die da kommen werden, voller Urvertrauen und Gespanntheit. Ich bin gerade 60 Jahre alt geworden und stehe vor einer grossen Herausforderung die mein neuer Lebensabschnitt mit sich bringen wird. „Wahrheit führt immer zu Wahrheit“, auch das lehrte mich meine Lehrerin. Ich lasse mich gern von Illusionisten bewegen, die Wahrheit haßen, ausgrenzen, ausstoßen, verdrehen und verbiegen wollen. Sie verjagen mich, treiben mich mit ihrer Wut in die richtige Richtung, weil sie mich weder manipulieren, noch instrumentalisieren können. Der Versuch mich ihnen gleich zu machen scheitert schon im Entstehen. Auf diese Weise erreiche ich ganz sicher ein neues Feld, um mit lieben, offenen Menschen in Wahrheit zusammensein zu können. Ich vertraue dem was meinem wahren Wesenskern entspringt. Das bin ich, mein Leben, mein Schicksal. Es kann nur besser werden… 😉
Die Zeit der Suche liegt hinter mir. Die Laterne der Eremitin ist an den Nagel gehängt, das Licht steht vor mir auf dem Tisch ! Hallo Welt, hier bin ich wieder, auf dem roten Teppich der mich trägt, gewebt aus dem Schicksalsgarn der Weisen Frauen !
🙂
