Flammen der Wahrheit

Einleitende Kartenlegung – Stimme der Ahninnen

Vor dem Schreiben dieses Beitrags habe ich die Ahninnen befragt und drei Karten gezogen.

Sie sprechen nicht nur zu mir, sondern auch zu dir, Schwester:

1. Die Karte der Wahrheit – Die Klinge des Mondes

Sie erinnert dich daran, dass Klarheit oft schmerzt – und doch heilt. Die Wahrheit zu sprechen, auch wenn sie unbequem ist, ist ein Akt der Liebe. Deine Worte sind Medizin. Vergiss das nicht, wenn sie abgelehnt werden.

2. Die Karte der Spiegel – Das Wasser des Morgens

Du bist nicht verantwortlich für das, was andere in dir sehen. Du bist ein Spiegel – kein Projektionsfeld. Wenn Angst oder Schuld auf dich gelegt werden, atme tief. Halte das Bild nicht fest. Lass es zurück ins Wasser sinken.

3. Die Karte der Flamme – Das Feuer der Erinnerung

Sie trägt die Botschaft der Ahninnen: „Wir standen im Feuer – du trägst unser Licht weiter.“ Du bist nicht allein. Die Kraft derer, die vor dir waren, brennt leise in deinem Inneren. Rufe sie, wenn du dich erinnerst.

Flammen der Vergangenheit

Schwestern, in vielen Nächten war unser Licht ein Leuchtfeuer, dem man den Schatten anderer anlastete. Unsere Hände, die heilten und webten, wurden gezeichnet und verbrannt für das Leid, das andere nicht tragen wollten. Man machte uns zu Sündenböcken, als wäre unsere Hingabe ein Verbrechen. Wo wir Mut und Mitempfinden säten, schlugen sie einen Sturm aus Angst in die Luft. Die Dornen der Verachtung bohren sich tief in unser Fleisch – doch unser Herz schlägt weiter, auch wenn es vom Wind der Verurteilung umhüllt wird.

Wunde und Einweihung

Und doch, Schwestern, spürt in euren Wunden den leisen Klang der alten Kraft. Jede Narbe trägt das Korn alter Weisheit, jede Träne das Salz der Verbundenheit. Auch heute noch hallt der Ruf der Vorurteile wider: Wenn unser Rat nicht blüht, legen sie uns Schuld zu Füßen – als hätten wir den Weg gelenkt, den nur ihre Seele zu gehen vermag.
Das Verletzliche in uns ist ein geheimer Quell, aus dem neue Stärke quillt. Was wie tiefer Schmerz scheint, wird zur heiligen Narbe – ein Siegel unserer Einweihung.

Aus jeder unsichtbaren Brandwunde stieg eine Libelle empor, die ihre Flügel weit übers Wasser ausbreitet. Aus dem, was gebrannt hat, schmiedete sie einen Flügel aus Licht und Asche – abgestreift wird die Asche, um daraus die Essenz unserer Macht zu formen.

Das Licht bewahren

Geh deinen Pfad weiter, auch wenn die Furcht in deinen Knien einzieht, Schwesternherz. Lass deine Stimme nicht in den Schluchten der Zweifel verklingen. Halte das Licht der Wahrheit in der Brust, ein leises Feuer, das niemand sehen muss, um dich zu nähren. Selbst im tiefsten Mitternachtwald leuchtet ein einzelner Funke, der vom Wind nicht erlischt.

Unsere Ahnen singen in den Bäumen, und ihre Melodie ist deine Melodie. Sie erinnern dich daran, dass wir stärker sind als Urteil und Projektion. Schritt für Schritt trägst du das Erbe, eine Fackel im Blick in die Dunkelheit.