Im Feuer stehen und nicht verbrennen

Über Schuld, Projektion und das leise Wirken der weisen Frauen
Es ist lange her – und doch geschieht es noch.
Es sind viele gegangen – und doch stehen wir noch immer da.
In der Mitte. Im Kreis. Im Dienst.
Seit Jahrhunderten tragen wir, die weisen Frauen, das stille Wissen des Heilens, Träumens und Webens in unseren Händen. Wir gingen mit der Erde, dem Atem der Tiere, den Liedern der Ahnen. Doch oft war es nicht die Heilung, die man in uns sehen wollte – sondern die Bedrohung.
Mehr als 50.000 Frauen – Heilerinnen, Hebammen, Kräuterkundige – wurden in Europa auf Scheiterhaufen verbrannt. Man nannte sie Hexen, doch sie waren Töchter der Erde, Mütter des Wissens. Die Angst vor ihrer Freiheit, ihrer Verbindung zum Unkontrollierbaren, war es, die zur Anklage führte. Die eigentliche Schuld lag nie bei ihnen – sie lag im Verdrängten der Gemeinschaft.
Der Spiegel der Projektion
Was wir nicht tragen wollen, legen wir anderen zu Füßen.
Was wir nicht fühlen wollen, bekämpfen wir im Außen.
So lehrt es auch der Weg der Schamaninnen. Wenn Rat nicht wirkt, wie man es erhofft, wenn Heilung nicht so eintritt, wie es das Herz verlangt – dann wird Schuld gesucht. Nicht im eigenen Spiegel, sondern im Gesicht der Helfenden.
Noch heute erleben viele von uns, die mit Seele und Geist arbeiten, diese uralte Wunde: Misstrauen. Spott. Anklage.
Sie kommt subtil – oder laut. Als Zweifel. Als Gerücht. Als Rückzug.
Doch in Wahrheit offenbart sich darin oft der Schmerz des anderen. Der Schatten, der gesehen, aber nicht gehalten werden will.
Die Heilerin als Schwelle
Wir, die den Weg der weisen Frauen gehen, sind Schwellenhüterinnen.
Wir halten Räume, in denen sich die Seele berühren lässt.
Wir berühren Wunden, die verborgen lagen.
Und manchmal, ja, schmerzt diese Berührung mehr als die Wunde selbst.
Doch unser Dienst gilt nicht dem Gefallen, sondern der Wahrheit. Und Wahrheit weckt. Wahrheit fordert. Wahrheit befreit – auch wenn sie zuerst verletzt.
Der Mut, im Licht zu bleiben
Unsere Ahninnen hielten ihre Wahrheit im Angesicht des Feuers.
Wir halten sie im Angesicht der Unsichtbarkeit, des Spottes, des Zweifels.
Doch wie sie sind auch wir Teil eines alten Liedes.
Ein Lied, das von Verantwortung singt – nicht von Schuld.
Ein Lied, das zum Erwachen ruft – nicht zum Verurteilen.
Ein Lied, das sich durch jede Zeit windet, um uns daran zu erinnern:
Du darfst deinen Platz einnehmen.
Du darfst sichtbar sein.
Du bist nicht schuld an dem, was andere nicht fühlen wollen.
Ein Ruf an dich, Schwester
Wenn du eine Frau bist, die sieht, fühlt, hört, wirkt –
wenn du Rat gibst, Räume hältst, Schatten berührst –
dann denke daran:
Du dienst dem Großen.
Du wirkst durch Liebe.
Du trägst das Licht derer weiter, die das Feuer überlebten –
weil sie nie ganz untergingen.
Bleib stehen.
Bleib weich.
Bleib wahr.

Impulse für deinen Weg:
- Halte inne, wenn du beschuldigt wirst – und frage nicht sofort: „Was habe ich falsch gemacht?“, sondern: „Was in dem anderen will vielleicht nicht gesehen werden?“
- Vertraue der Weisheit deines Weges, auch wenn er einsam wird. Die Erde selbst erinnert sich an deine Schritte.
- Suche Schwesternschaft. Der Kreis trägt das, was eine allein nicht halten kann.
- Lerne, zwischen deinem Licht und der Angst anderer zu unterscheiden.
Kartenlegemuster: Der Kreis des Feuers – Rückkehr in die Unschuld
Dieses Legemuster begleitet dich dabei, dich von auferlegter Schuld und fremden Projektionen zu befreien und gestärkt in deine Wahrheit zurückzukehren. Es lädt dich ein, die energetischen Spuren alter Verletzungen zu erkennen – und dich mit der Weisheit deiner inneren Führerin zu verbinden.
Du brauchst:
Ein Kartendeck deiner Wahl, einen ruhigen, geweihten Ort, eventuell eine Kerze oder Räucherwerk.
Lege die Karten im Kreis – im Uhrzeigersinn – mit der siebten Position in der Mitte, wenn du sie ergänzen möchtest.
1. Der Schatten, der auf mich geworfen wurde
Was hat man mir zugeschrieben, das nicht zu mir gehört?
Diese Karte zeigt die Form der Schuld oder Projektion, die dich im Moment beeinflusst oder verletzt.
2. Der Ursprung der Schuldzuweisung
Woher kommt diese Energie – aus mir selbst oder von außen?
Sie hilft dir zu erkennen, ob es sich um ein Fremdfeld handelt oder eine alte Wunde, die in Resonanz geht.
3. Die Wahrheit, die darunter liegt
Was ist mein Anteil – meine klare, kraftvolle Wahrheit in dieser Situation?
Hier zeigt sich deine Essenz. Was du wirklich bist – jenseits aller Geschichten.
4. Die Kraft meiner Ahninnen
Welche schamanische oder weibliche Urkraft begleitet mich jetzt?
Diese Karte stellt eine Hüterin, Führerin oder ein Prinzip dar, das dich auf deinem Weg unterstützt.
5. Die Gabe, die aus dem Feuer wächst
Welche seelische Gabe erwächst aus dieser Erfahrung?
Jede Schuld, jede Projektion ist auch ein Lehrer. Diese Karte zeigt, was du aus dem Schmerz gebären kannst.
6. Mein nächster heiliger Schritt
Was kann ich konkret tun, um mich aus alten Feldern zu lösen und meiner Wahrheit zu folgen?
Dies ist der Impuls, der in die Handlung führt – sanft, klar, geerdet.
Optional: 7. Karte in der Mitte – Die Flamme meines Wesens
Was bleibt, wenn alles andere vergeht?
Eine Karte für deine Essenz, dein unzerstörbares Licht, deine Seele im Feuer.
Wenn du magst, gestalte deinen Legeplatz wie einen heiligen Kreis: Mit Naturgegenständen, einem Ahnenstein, Räucherwerk oder einem Stoff in deiner Kraftfarbe. Du kannst auch nach dem Legen eine kleine Kerze entzünden und deine Karten segnen.