Mondmädchen

Mondmädchen
Sie kam auf leisen Nebelschuhen,
ein Lächeln aus dem Sternenstaub.
Ihr Haar aus Nacht, ihr Blick wie Weite,
ihr Herz im Rhythmus – sanft und taub.
Sie tanzt im Kreis der Mondgestalten,
verliert sich nicht, wird niemals ganz.
Sie kennt das Wachsen und das Welken,
sie lebt im silberhellen Glanz.
Sie träumt sich in der Menschen Träume,
flüstert leise: „Hab nur Mut …“
Sie bringt dir Bilder deiner Seele,
ihr sanftes Schweigen tut dir gut.
Sie wiegt das Licht der Sichelphasen,
sie ruht, wenn sich die Fülle neigt.
Sie singt das Lied der alten Frauen,
wenn Dunkel sich zum Neuen zeigt.
Sie schiebt mit Händen leichte Wolken,
macht Raum für einen Sternenkuss.
Sie webt das Netz aus Licht und Fragen,
in dem man sich erkennen muss.
Sie liebt die Wesen überm Himmel,
den Regenbogen, Wind und Schnee.
In ihrer Nähe fließt Erinnerung,
und alle Wunden tun nicht weh.
Sie ist aus Licht – und doch aus Erde,
aus Nebel, Ahnen, Wurzelgrund.
Sie nennt sich selbst kein hohes Wesen,
nur Tochter aus dem Herzensbund.
O Mondmädchen, du stille Träumerin,
du Hüterin der Seelenzeit,
geh weiter mit uns, weise Schwester,
durch alle Phasen, sanft und weit.