Kritik an der gewaltfreien Kommunikation

Lied einer wahrhaftigen Kommunikation
Sprich nicht aus Zwang, nicht aus Pflicht,
Nicht um zu siegen im falschen Licht.
Manipulier’ nicht, lenk’ nicht still,
Wo Herz und Seele hören will.
Instrumentalisier’ kein Wort,
Mach’ Liebe nicht zum leeren Ort.
Gefühle dulden keine Macht,
Sie blühen frei, wenn man sie behandelt sacht.
Unterdrück’ nicht, was in dir schreit,
Lass’ Raum für echte Menschlichkeit.
Sei gütig, barmherzig, voll Verstand,
Reich deine Stimme wie eine Hand.
Sprich nicht nur so, wie’s Regeln lehren,
Lass’ deine Seele Wege klären.
Der Augenblick – er ruft dich leise,
Entfache Worte, tief und weise.
Aus Geistes Weite, klar und rein,
Lass’ deine Wahrheit strahlend sein.
Erziehe nicht – begleite still,
Sei Fürsorge, die wachsen will.

Kritik an der gewaltfreien Kommunikation: Ist sie wirklich gewaltfrei?
Die gewaltfreie Kommunikation (GFK) nach Marshall Rosenberg wird oft als wegweisender Ansatz gelobt, um Konflikte zu lösen und Beziehungen zu verbessern. Sie basiert auf klaren Prinzipien: Beobachtung, Gefühle, Bedürfnisse und Bitten. Doch trotz ihrer positiven Absichten ist dieser Ansatz nicht unumstritten. Besonders im Hinblick auf seine strenge Struktur, die Einheitlichkeit der Sprache und die potenzielle Trennung von authentischen Gefühlsäußerungen gibt es kritische Stimmen.
Eine Sprache der Formeln: Strukturiert, aber leblos?
GFK fordert eine spezifische, strukturierte Form der Kommunikation, die oft als zu formal empfunden wird. Aussagen wie „Ich fühle mich …, weil ich das Bedürfnis nach … habe“ folgen einem festen Muster, das zwar Klarheit bringen soll, jedoch leicht mechanisch wirkt. Diese formelhafte Sprache stellt eine normative Erwartung dar, die Menschen in ein rigides Schema zwingt. Dadurch könnte sie paradoxerweise genau das verhindern, was sie erreichen will: eine tiefere Verbindung.
Die indische Philosophie des Ahimsa, die Gewaltfreiheit im Sinne einer Haltung des Mitgefühls und der inneren Harmonie versteht, weist auf etwas anderes hin: Echte Gewaltfreiheit entspringt dem Herzen, nicht einem Schema. Worte, die nicht aus der Tiefe des Bewusstseins kommen, sondern durch ein vorgegebenes System vermittelt werden, könnten emotional leer wirken – ein entscheidender Widerspruch zu dem Anspruch der GFK, authentisch und verbindend zu sein.
Kindererziehung nach Schema F: Was lernen die Kinder wirklich?
Ein weiterer kritischer Punkt ist der Einsatz von GFK in der Erziehung. Erzieherinnen und Erzieher werden oft ermutigt, nach der GFK-Formel zu kommunizieren, um Konflikte zu entschärfen und Vorbilder für die Kinder zu sein. Doch genau hier stellt sich die Frage: Ist das Lernen am Modell, wenn die Sprache vor allem strukturiert, aber nicht natürlich ist?
Kinder orientieren sich an authentischen Vorbildern, nicht an formelhaften Sätzen. Wenn sie spüren, dass die Kommunikation nicht wirklich aus dem Herzen kommt, sondern mechanisch wirkt, könnten sie eher Verwirrung empfinden. Sie lernen möglicherweise, ihre eigenen Bedürfnisse in vorgefertigte Muster zu pressen, statt spontan und ehrlich aus ihrem Wesen heraus zu sprechen. Das könnte die Entwicklung einer natürlichen, seelenverbundenen Sprache behindern.
Die Gefahr des Verlustes der wahren Bedürfnisse
Die Struktur der GFK kann zwar helfen, Bedürfnisse klar zu benennen, doch sie birgt die Gefahr, dass Kinder – und auch Erwachsene – den Kontakt zu ihrem wahren Wesen verlieren. Die Überbetonung von Worten und Formulierungen könnte dazu führen, dass man sich auf die äußere Form konzentriert, statt auf das, was innerlich lebendig ist. Gerade Kinder, deren Kommunikation noch intuitiv und nicht durch soziale Konventionen geprägt ist, könnten durch die Vorgaben der GFK an Authentizität verlieren.
Ein alternatives Modell: Sprache als Ausdruck des Seins
Statt auf strikte Strukturen zu setzen, könnte ein Ansatz fruchtbarer sein, der Kinder und Erwachsene dazu ermutigt, ihre Gefühle und Bedürfnisse frei und ungefiltert auszudrücken – mit Respekt, aber ohne vorgefertigte Formeln. Eine Sprache, die wirklich aus dem Herzen kommt, benötigt keine festen Regeln, sondern einen inneren Bezug zu Mitgefühl und Authentizität.
Ahimsa, wie es in der indischen Tradition verstanden wird, lädt dazu ein, nicht nur Gewaltlosigkeit als sprachliches Konzept zu betrachten, sondern als Ausdruck des inneren Friedens. Eine solche Sprache wäre nicht formal, sondern lebendig und tief verwurzelt im Bewusstsein der Verbundenheit.
Schlussfolgerung: Eine Einladung zur Reflexion
Die gewaltfreie Kommunikation hat zweifellos viele Menschen inspiriert und Konflikte entschärft. Doch ihre strenge Struktur wirft die Frage auf, ob sie wirklich authentisch ist und ob sie Kindern und Erwachsenen langfristig dient. Vielleicht sollte der Fokus weniger auf der richtigen Formulierung liegen und mehr auf der Frage, wie wir aus unserem inneren Bewusstsein heraus kommunizieren können – aus der Seele, aus dem Herzen, aus einer Haltung des Mitgefühls, die wirklich lebendig ist.
Kinder brauchen Vorbilder, die nicht perfekt, aber echt sind. Vielleicht liegt die wahre Gewaltfreiheit nicht in einer Sprache der Formeln, sondern in einer Sprache, die aus dem tiefen Bewusstsein der Einheit und Liebe spricht.