Pfingsten, ein Fest des heiligen Lebensatems

Die heidnisch-germanischen Ursprünge von Pfingsten – Ein Fest des heiligen Lebensatems

Wenn im Frühsommer das Licht kraftvoll auf die Erde fällt, die Bäume im vollen Grün stehen und die Natur sich in ihrer ganzen Lebendigkeit zeigt, feiern wir Pfingsten – ein Fest, das in der christlichen Tradition mit dem Heiligen Geist verbunden ist. Doch unter der Oberfläche dieser kirchlichen Deutung schlummern tiefere, ältere Schichten. In der schamanischen Tradition der weisen Frauen erinnern wir uns daran, dass Pfingsten heidnische, insbesondere germanische Wurzeln hat – und dass es einst ein Fest des Lebensatems, der Lebenskraft und der Durchdringung von Geist und Materie war.

Der heilige Atem – Ursprung allen Lebens

In der Überlieferung der alten Völker – auch der Germanen – galt der Atem als göttliche Kraft. Der Hauch, der alles beseelt. Die nordische Mythologie erzählt, dass Odin, der Allvater, den ersten Menschen das Leben einhauchte: “Önd gaf Óðinn” – Odin gab den Atem. Dieser göttliche Odem war mehr als Luft – er war das, was die Seele mit dem Körper verbindet. Ein Mysterium, das wir heute als „Geist“ kennen, war ursprünglich der Lebensatem selbst.

Pfingsten, das Fest des „Heiligen Geistes“, wurde von der christlichen Kirche auf eine Zeit gelegt, in der unsere Ahnen vermutlich ein heiliges Fest zur Feier des göttlichen Hauchs, der Lebenskraft und der geistigen Erneuerung zelebrierten. Es war die Zeit der aufblühenden Natur, in der die unsichtbaren Kräfte – Wind, Atem, Geist – sich mit der sichtbaren Welt vermählten.

Windfest – Das unsichtbare Weben

In alten Überlieferungen finden sich Hinweise auf ein „Windfest“, das zur gleichen Zeit wie das heutige Pfingsten gefeiert wurde. Der Wind wurde als heilige Erscheinung gedeutet – als Bote zwischen den Welten, als Stimme der Götter, als Träger der Visionen.

In der schamanischen Tradition der weisen Frauen ist der Wind ein urweibliches Prinzip. Er kommt und geht, er ruft und trägt. Er bringt Botschaften aus der Anderswelt, flüstert uns Eingebungen zu, trägt Gebete hinauf in die geistigen Sphären. In Pfingsten – wenn der Wind durch die jungen Blätter rauscht und der Himmel weit und offen erscheint – feiern wir dieses heilige Weben zwischen den Welten.

Maienkraft und Göttinnenhauch

Zur Pfingstzeit entfaltete sich auch die volle Kraft der Göttin in ihrer Gestalt als Maienfrau – als Freya oder Nerthus, als Erdmutter in ihrer fruchtbaren, sprießenden Fülle. Ihre Energie durchströmte Felder und Wälder, sie war spürbar im Blühen, im Duft der Blumen, im frischen Grün.

Die germanischen Stämme verehrten in dieser Zeit die göttliche Präsenz in der Natur – nicht als abstrakte Idee, sondern als lebendigen Hauch in allem, was lebt. Es war eine Zeit der Orakel, der Weissagung, der Ekstase. Frauen, die mit dem Wind sprechen konnten – Völven, Seherinnen, Weise – führten Rituale durch, um den Segen des Geistes für das kommende Jahr zu empfangen.

Pfingsten als Schwellenzeit

In der schamanischen Sichtweise ist Pfingsten eine Schwellenzeit: Der Frühling neigt sich dem Ende zu, der Sommer kündigt sich an. Es ist ein Moment zwischen den Welten – genau wie der Atem zwischen Ein- und Ausatmen. In dieser Lücke wohnt das Göttliche.

Die Weisen Frauen nutzten diesen Übergang, um sich mit der geistigen Welt zu verbinden:

  • Sie lauschten dem Wind in den Bäumen.
  • Sie entzündeten Räucherwerk aus Holunder, Birke und Beifuß.
  • Sie sangen Lieder, die den Geist riefen – den Odem der Göttin.
  • Sie fasteten oder tanzten, bis der Schleier zwischen den Welten sich hob.

Pfingsten war eine Einladung, sich wieder ganz vom Geist durchwehen zu lassen – vom Geist der Erde, vom Geist der Ahnen, vom Geist des Werdens.

Rückverbindung und Heilung

Heute, wo viele Menschen Pfingsten nur noch als verlängertes Wochenende erleben, ruft uns die Erinnerung an die alten Wurzeln zurück zu einem tieferen Erleben. Wir dürfen diesen alten Sinn wiederbeleben:

🔹 Atme bewusst. Lass den Wind durch deine Seele ziehen.

🔹 Höre den Klang der Bäume.

🔹 Singe ein Lied für die Göttin.

🔹 Spüre, wie der Geist der Natur dich berührt.

Pfingsten – das heilige Windfest – erinnert uns daran, dass wir nicht nur Körper sind, sondern auch Hauch. Dass das Sichtbare ohne das Unsichtbare leer ist. Dass das Leben durch den Geist lebendig wird – durch die Kraft, die uns durchströmt, bewegt, inspiriert.

Möge dich der Pfingstwind segnen.

Möge der heilige Hauch der Göttin dich durchwehen.

Mögest du tanzen mit dem Geist des Lebens.

In der Weisheit der Alten,

🌿

eine Weise Frau

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